Römerstraßen im Donauraum

Kultur

Eine bahnbrechende Entwicklung

Römerstraßen im Donauraum

13. Apr. 2020 | Mautern an der Donau

Die als Römerstraßen bekannten Straßenzüge quer durch Europa waren nur eine von vielen bahnbrechenden Entwicklungen, die Europa dem Römischen Reich zu verdanken hat. Sie waren aufgrund ihrer Pflasterung der keltischen oder germanischen Verkehrsinfrastruktur weit überlegen. Diese Pflasterung verlieh ihr eine bisher unbekannte Witterungsunabhängigkeit im Gegensatz zu den damals üblichen Naturwegen. Außerdem konnte durch die möglichst geradlinige Bauweise über mehrere Hundert Kilometer, eine gewisse Planbarkeit von Truppen- und Warenbewegungen erreicht werden bzw. Entfernungen schneller zurückgelegt werden. Die Errichtung dieses ca. 80.000 km langen Straßennetzes war zur damaligen Zeit, im Vergleich zu heute, noch mit etlicher Anstrengung verbunden. Zunächst war es die Aufgabe von Pioniereinheiten, die Planung und Durchführung der Bauarbeiten durchzuführen. Als das Reich aber immer größer wurde, wurden hierfür immer mehr Kriegsgefangene bzw. Sklaven eingesetzt. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Bedeutung dieses Straßennetz damals hatte, reicht ein Blick auf die Zeit, die nach dem Fall des großen Römischen Reiches vergehen musste, bis wieder befestigte Straßen in Mitteleuropa errichtet wurden. Diese Zeitspanne beträgt mehrere Hundert Jahre.

Vier damalige Straßen-Typen können unterschieden werden: • Die via publica („Staatsstraße“): hier trat als Planer und Bauherr die Verwaltung Roms auf und ließ diese auf Kosten der Staatskasse errichten. Gebaut wurden solche Straßen von Soldaten, Zwangsarbeitern und Strafgefangenen, deren Skelettfunde Zeugnis für die Mühen um den Bau solcher Straßen geben. • Die via militaris („Heerstraße“) war durch strategische und logistische Gesichtspunkte gekennzeichnet. Auch bei ihr war der Staat Rom Planer, Bauherr und Träger. • Die via vicinalis („Provinzstraße“) wurde, wie bereits der Name besagt, durch die Provinzen gebaut und unterhalten. • Die via privata („Privatstraße“) spielte gerade in der provinzialrömischen Geschichte eine große Rolle, stellt sie doch die Verbindung zwischen den Gutshöfen und den Zivilsiedlungen dar.

In der sogenannten „Tabula Peutingeriana“ oder zu Deutsch „Peutingersche Tafel“ ist das gesamte bekannte römische Straßennetz kartographisch dargestellt. Erstellt wurde sie im späten 12. Jahrhundert und war wohl eine Abschrift einer Vorlage aus der Zeit der Karolinger, die vermutlich auf das Original einer römischen Straßenkarte aus dem 4. Jahrhundert n.Chr. rückdatiert werden kann. Die 680 cm × 34 cm große Rollkarte zeigt die den Römern bekannten Weltregionen von Britannien bis Indien, ihr westlichster Abschnitt ist allerdings bis heute verschollen. Sie ist als schematisches Diagramm gestaltet und bildet die geographischen Gegebenheiten – bis auf wenige Einzelheiten – nur stark verzerrt ab.

Durch das heutige Österreich zieht sich unter anderem eine Fernstraße aus römischen Zeiten, nämlich die von Carnuntum an der Donau bis „Aquileia“ an der Adria. Diese Verbindung wird auch als Bernsteinstraße bezeichnet. Bei Oberpullendorf ist die römische Bernsteinstraße als Dammstraße noch erhalten. Sie führte in die keltischen Eisenerzvorkommen und hatte für die römische Rüstungswirtschaft eine hohe Bedeutung.

Ein weiterer Straßenzug mit römischen Wurzeln ist die Römerstraße entlang der Donau, auch als Limes bezeichnet. Sie galt als Grenze zu den als „Barbaren“ bezeichneten Germanen. Dieser Straßenzug galt auch als Verbindungsstraße zwischen den einzelnen Grenzbefestigungsanlagen entlang der Donau. Hinweistafel entlang des Weges Ein Teil dieser Römerstraße an der Nordgrenze des einstigen Römischen Reiches verläuft am südlichen Ortsende von Mauternbach und ist vielen Wanderern und Freizeitsportlern ein Begriff: Ausgehend vom Kriegerdenkmal verläuft ihre steile Trasse hinauf Richtung Unterbergern. Sie führte wohl vom Kastell Favianis/Mautern durch den Dunkelsteiner Wald zum nächsten militärischen Außenposten der Römer Richtung Westen, nach Namare/Melk und weiter bis zur Ferdinandswarte wie man der Homepage der Gemeinde Mautern an der Donau entnehmen kann. Wagenspuren im Felsen entlang der Route Eine archäologische Untersuchung im Auftrag des Bundesdenkmalamts, bei der 2016 ein Teil der Straße freigelegt wurde, brachte interessante Befunde: Die Trasse wurde nicht nur mit großem Aufwand in den Fels hineingeschlagen, sondern zeigt auch auffällige Wagenspuren. Die vermutlich aus der Römerzeit stammende Straße stand bis in die Neuzeit in Verwendung. Teile dieser Römerstraße verlaufen entlang des Jakobsweges. Dies verleiht dieser Region einen besonderen Reiz für Wanderer, Wallfahrer, Radfahrer und Kulturbegeisterte. Der Wachauer Jakobsweg zwischen den Stiften Göttweig und Melk ist eine 49 km lange, spirituelle Reise zu Fuß. Vom Ausgangspunkt Stift Göttweig führt der Pilgerweg in seiner ersten Etappe rund 24 km über Mautern nach Maria Langegg. Von Maria Langegg über Schloss Wolfstein nach Stift Melk ist eine Wegstrecke durch den Dunkelsteiner Wald von etwa 20 km zurückzulegen. Ein meditatives Naturerlebnis zum Krafttanken, wie dem Leser der Donau Niederösterreich versichert wird.

Gerade in Zeiten von Quarantäne ist dies eine beliebte Freizeitdestination, die auch im Rahmen der Ausgangsbeschränkungen derzeit noch möglich ist, es sei denn man hält sich an die Vorgaben.


Fotos: Gabriele Moser

Text: Ede Kovács, 13. Apr. 2020

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